Als wohl eine der größten Gruppen von Musikern, die in ganz Europa begehrt waren, galten die Italiener. Sie waren an jedem wichtigen Hof vertreten und prägten den musikalischen Stil auch im Norden Europas.
Dieses Programm stellt Werken italienischer Meister, die zeitlebens in ihrem Heimatland gewirkt haben, Kompositionen gegenüber, deren Schöpfer sich durch ihre außeritalienischen Aufenthaltsorte beeinflussen ließen und weiterentwickelten.
Die Entwicklung der Violinmusik im nördlichen Europa, anfangs noch eher italienisch geprägt, emanzipiert sich recht schnell zu einem Stylus Phantasticus, der harmonisch und technisch besonders anspruchsvolle Violinsonaten hervorbringt, dennoch aber seine Wurzeln nicht verleugnet.
Virtuose Variationsformen und laut-malerische Spielereien, sind Merkmale, die diese Musik auch heute noch kurzweilig wirken lassen.
Dieses Konzertprogramm soll jeweils den geigerischen Stil an drei zentralen Höfen aufzeigen.
Zu Beginn befinden wir uns im Jahr 1638 am Kaiserhof in Wien. Carlo Farina findet in der Kapelle der Kaiserinwitwe Eleonora seine letzte Anstellung, bevor er wahrscheinlich ein Jahr später verstarb. Antonio Bertali durfte hingegen den Großteil seines Lebens in Wien verbringen. In diesen ersten Jahren wird er in den Verzeichnissen noch als Instrumentalist bezeichnet, seine Ernennung zum Kapellmeister erfolgte erst über 10 Jahre später.
Giovanni Buonaventura Viviani versuchte später ebenfalls in Wien Fuß zu fassen, folgte aber erst einmal in den 1650er Jahren seinem älteren Cousin Antonio Maria Viviani an den landesfürstlichen Hof in Innsbruck. Letzterem widmet der gemeinsam mit beiden unter Erzherzog Ferdinand Karl angestellte Geiger Giovanni Antonio Pandolfi Mealli eine seiner Sonaten.
1678 treffen in Salzburg zwei Musiker aufeinander, deren beide Spuren in den vorausgegangenen Jahren im böhmischen Teil des Habsburgerreiches nachgewiesen werden können. Georg Muffat wird am erzbischöflichen Hof Organist; der sich schon etwas länger in Salzburg aufhaltende Geiger Heinrich Ignaz Franz von Biber wird Vizekapellmeister. Ob sie sich vorher schon begegnet sind und ob sie irgendwann gemeinsam die von Muffat geschriebene Violinsonate musiziert haben, ist zwar nicht belegt, dürfte aber sehr wahrscheinlich sein.
Die bekannteste Sammlung englischer Musik für Violine aus dem 17. Jh. ist durch unzählige Diminutionen über damals berühmte Grounds, also Variationen über Bassfiguren, gekennzeichnet.
Aber die englische Musik auf diese kurzweiligen Unterhaltungsstücke zu reduzieren, wäre falsch, denn auch Adaptionen bekannter „Consort-Klassiker“ und vom Festland übergeschwappte Sonateneinflüsse italienischer Art lassen sich entdecken.
Wir nehmen Sie mit auf eine Reise, beginnend zur Zeit von Johann Sebastian Bachs Geburt, allerdings im weiter östlich gelegenen Böhmen, und nähern uns zeitlich, räumlich und stilistisch immer mehr dem großen Meister an.
Sie hören Musik aus den großen Zentren Prag und Dresden und können eine Triosonate für nur zwei Instrumente genießen.